Unsere Reise nach Tortuguero, die Teil einer Marco Polo Young Line Travel–Gruppe war, begann frühmorgens in der Hauptstadt San José und entführte uns auf ein Abenteuer, das wir so schnell nicht vergessen würden. Die Fahrt war eine Achterbahn der Gefühle, nicht nur wegen der kurvigen Straßen, sondern auch wegen des Wetters, das nach jedem Tunnel eine Überraschung parat hielt: mal Sonne, meist Regen. Und wenn es in Costa Rica regnet, dann richtig – kein Tröpfeln, sondern ein Sturzbach, der wie aus Eimern auf die Landschaft niedergeht. Dieses Naturschauspiel hatte etwas Magisches, besonders, solange unsere Gruppe im trockenen Bus saß. Der Weg führte uns durch dichten Dschungel, vorbei an weitläufigen Bananenplantagen und offenen Wiesen. Irgendwann tauschten wir den Bus gegen ein Boot und glitten durch die verschlungenen Wasserstraßen, bis wir schließlich in der Evergreen Lodge, unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage, ankamen.

Nach einem Begrüßungscocktail, der liebevoll „Krötensuppe“ genannt wurde – keine Sorge, der Geschmack war nicht schleimig, sondern erfrischend nach Zitrusfrüchten und Ingwer–, waren wir bereit, uns von der Lodge verzaubern zu lassen. Die gesamte Anlage ist auf Stelzen gebaut, mit Holzwegen, die sich durch den Dschungel schlängeln, und Hütten, deren Fenster nur von Fliegengittern umgeben sind. Allerdings kann das nächtliche Konzert des Regenwalds ziemlich laut werden – wer also empfindlich ist, sollte sich unbedingt Ohrstöpsel einpacken. Ich fand das sanfte Zirpen der Grillen und das Prasseln des Regens sehr beruhigend.

Am späten Nachmittag ging es dann direkt los mit einer Kanufahrt, bei der das Teamwork der Gruppe gleich mal auf die Probe gestellt wurde, denn hier wird zu zweit gepaddelt. Es benötigte ein paar Minuten, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten und nicht mehr gefährlich nahe dem Ufer fuhren, aber dann glitten wir fast harmonisch durch die dichten Kanäle. Umgeben von sattgrünen Lianen und exotischen Geräuschen ließen wir die leicht mystische Atmosphäre auf uns wirken. Mutig ließ ich meine Füße ins Wasser hängen, und auch wenn mir später klar wurde, dass das keine gute Idee war, kann ich immerhin sagen: Mir hat kein Kaiman in die Zehe gebissen – Glück gehabt!

Der nächste Morgen startete noch vor Sonnenaufgang mit der ersten von insgesamt zwei Dschungelsafaris per Boot. Auf dieser frühen Tour lag der Fokus primär auf der Vogelwelt: Wir konnten zahlreiche Arten, von farbenfrohen Tukanen hin zu eleganten Reihern, die sich im sanften Licht des Morgens präsentierten, beobachten. Zwar konnten wir viele der Vögel nur aus der Ferne bestaunen, aber dennoch war es faszinierend, diese Vielfalt und die Geschäftigkeit der Tiere am Morgen zu erleben.

Nach dem Frühstück, das mit Gallo Pinto und gebackenen Bananen traditionell und einfach, aber lecker war, folgte die zweite Bootsfahrt. Hier war die Chance höher, größere Tiere zu entdecken, und tatsächlich konnten wir einige im Baum thronende Leguane, eine Menge Eidechsen und sogar Kaimane beobachten, die gemütlich im Wasser trieben.

Besonders beeindruckend fand ich die Basilisken, die sich geschickt durch das dichte Grün bewegten und dabei gut getarnt waren. Diese Jesus-Eidechsen, benannt nach der Legende, dass sie über Wasser laufen können, waren zahlreich und oft aus nächster Nähe zu sehen. Ein besonders witziges Schauspiel ist es, den Tieren zuzusehen, wie sie bis zu 20 Meter auf dem Wasser laufen können, indem sie ihre schnellen Bewegungen nutzen, um den Druck auf das Wasser zu verteilen.

Das absolute Highlight dieser Tour war jedoch der seltene Anblick eines Tayras – ein katzenartiges, baumkletterndes Säugetier, das hoch über uns durch die Baumkronen schlich. Unser Bootsmann war völlig aus dem Häuschen und erklärte uns, wie selten solche Sichtungen sind.

Die Kombination aus der satten grünen Kulisse des Dschungels, dem glitzernden Wasser und der Spannung, neue Tiere zu entdecken, machte beide Touren zu einem unvergesslichen Erlebnis. Aber bedenkt den Regenschutz einzupacken, da das Wetter sich minütlich ändern kann.

Nach einer kurzen Pause am Pool ging es nachmittags auf den schlafenden Vulkan von Tortuguero. Der Aufstieg war mit über 430 Stufen bei tropischer Hitze eine echte Herausforderung, doch unser Guide, eine studierte Biologin, machte den Weg spannend, indem sie uns viel über die lokale Flora und Fauna erklärte. In Costa Rica muss man mit allerlei Krabbeltieren und Spinnen rechnen, und besonders in Tortuguero begegnet man oft der goldenen Seidenspinne, die mit ihren imposanten Netzen beeindruckt. Auch wenn sie harmlos ist, braucht es Nerven, wenn man ihr auf Augenhöhe begegnet. Unseren Weg kreuzten außerdem die berühmten roten Pfeilgiftfrösche und einige neugierige Affen. Trotz der vielen Stufen beim Aufstieg war die Aussicht vom Gipfel aus die Anstrengung mehr als wert: Vor uns erstreckten sich der dichte Dschungel, die verschlungenen Wasserwege und in der Ferne das karibische Meer – ein atemberaubender Moment.

Nach dem Abstieg gönnten wir uns eine frische Kokosnuss, die sogenannte Pipa, die für einen Dollar am Bootsanleger verkauft wurde. Der Saft war ein erfrischender Vorgeschmack auf das karibische Paradies. Wenig später erkundeten wir das Dorf Tortuguero, wo wir frische Säfte und Cocktails probierten – ein wichtiger Tipp von mir: immer darauf achten, dass sie ohne Leitungswasser zubereitet werden, da das Trinkwasser für europäische Mägen eher ungeeignet ist. Der Spaziergang am karibischen Strand war bei unserem Besuch leider etwas enttäuschend. Das Wetter, typisch für den April, schwankte zwischen Regen und Sonne, und der Strand war von zahlreichen Algen bedeckt. Dennoch war es interessant, das einheimische Leben bei einem Spaziergang durch den Ort zu beobachten.

Tortuguero heißt wörtlich übersetzt: „Der Ort, an den die Schildkröten kommen“, doch bedauerlicherweise konnten wir auf unserer Tour keine entdecken. Die besten Chancen, sie zu sehen, hat man übrigens zwischen Juli und Oktober, wenn die Schildkröten an den Stränden ihre Eier ablegen. Tortuguero hat mich dennoch mit seiner Einzigartigkeit verzaubert: Die wilde Natur, die abenteuerlichen Bootstouren auf dem Wasser, das satte Grün des Dschungels und die atemberaubende Aussicht vom Vulkan machten diese Etappe meiner Reise zu einem echten Highlight.

Mehr über diese unvergessliche Reise nach Tortuguero und die weiteren Highlights der Costa Rica Tour findest du auf der Website von Marco Polo.