Der erste Tag begann vielversprechend: Wir starteten in unserem charmanten Airbnb in Caniço, wo der Morgen von strahlendem Sonnenschein begleitet wurde. Voller Vorfreude machten wir uns auf den Weg in den Osten Madeiras, genauer gesagt zu dem Teil Madeira’s, welchen man vom Flugzeug zuerst bestaunen kann – die Halbinsel São Lourenço. Doch Madeira wäre nicht Madeira, wenn das Wetter nicht ein wenig Drama in die Geschichte bringen würde.
Bereits kurz nach unserer Abfahrt passierten wir den berühmten Flughafen Madeiras – ein wahres Meisterwerk der Ingenieurskunst und eine Herausforderung für jeden Piloten. Die Landebahn ragt auf gewaltigen Stelzen ins Meer hinaus und gehört zu den Anspruchsvollsten weltweit. Ein weiteres Phänomen dieses Platzes ist, dass wir mit dem Auto unter der Landebahn hindurchfahren konnten. Spektakulärer geht es kaum. Während wir den Anblick noch bewunderten, zog der Himmel sich langsam zu, und wenige Minuten später goss es in Strömen. Unsere Hoffnungen auf einen sonnigen Wandertag schwanden, während wir Unterschlupf in einem kleinen Café in Caniçal suchten.
Das Chicago Café entpuppte sich als wahrer Glücksgriff. Mit hervorragendem Espresso und einer herzlichen Atmosphäre bot es uns nicht nur Zuflucht vor dem Regen, sondern auch eine kurze Entschleunigung. Einziger Wermutstropfen: Hier wird ausschließlich Bargeld akzeptiert – ein kleines Detail, das auf Madeira häufiger vorkommt und uns immer wieder daran erinnerte, ein paar Euro in der Tasche zu haben.
Gerade, als wir uns schon damit abgefunden hatten, die geplante Wanderung absagen zu müssen, zeigte sich das typische Wetterphänomen Madeiras: Der Himmel riss auf, und die Sonne war zurück, als wäre nichts gewesen. Also setzten wir unseren Weg fort zur Halbinsel São Lourenço, wo die Wanderung zur Vereda da Ponta de São Lourenço wartete.
Vom Parkplatz aus ging es zunächst steil bergauf, begleitet von einem kräftigen Wind, der uns beinahe von den Füßen wehte. Die Landschaft war karg und weit, mit einer beeindruckenden Dramatik, die an Szenen aus Island erinnerte. Vor uns erstreckte sich ein Panorama aus schroffen Klippen und tiefblauem Meer, unterbrochen von grünlichen und rostfarbenen Felsformationen, die im Sonnenlicht leuchteten. Ein Wanderweg führte uns über Treppen, Holzstege und steinige Pfade, die mal aufwärts, mal abwärts verliefen. Der Wind, der in Böen über die Halbinsel fegte, machte das Atmen schwer – und verlieh der gesamten Szenerie eine wilde, ungezähmte Atmosphäre.
Doch wie so oft auf Madeira, änderte sich das Wetter erneut innerhalb kurzer Zeit. Auf halber Strecke tauchten dichte Regenwolken auf, und die feinen Tropfen machten den Weg rutschig und zunehmend gefährlich. Angesichts der widrigen Bedingungen entschieden wir uns schweren Herzens umzukehren. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, den Rückweg in vollen Zügen zu genießen. Die wechselnden Ausblicke und die schiere Kraft der Natur hielten uns immer wieder in Atem – im wahrsten Sinne des Wortes.
Am Ende der Wanderung gönnten wir uns eine wohlverdiente Pause, denn das Wetter hatte sich wieder einmal für Sonnenschein entschieden. Am nahe gelegenen Foodtruck besorgten wir uns eine Flasche Brisa, die ikonische Limonade Madeiras. Ihr intensiver Geschmack nach Passionsfrucht und Zitrone war die perfekte Erfrischung. Dazu knabberten wir Madeira-Kekse, die mit ihrem Zimt- und Anisaroma an Weihnachten erinnerten und eine kleine, süße Belohnung nach den Strapazen der Wanderung boten. Zum Abschluss schossen wir noch ein paar letzte Fotos, bevor es zurück ging.
Dieser Tag war ein typisches Madeira-Erlebnis: eine Achterbahnfahrt aus Wetterumschwüngen, atemberaubender Natur und unerwarteten Entdeckungen. Selbst wenn nicht alles nach Plan läuft, bleibt die Insel ein Abenteuer – eines, das sich immer wieder lohnt.