Unsere Fahrt von Caniço in den sonnigen Süden Madeiras war ein echtes Vergnügen – im Vergleich zur wild-verrückten Rallye im Norden war diese Strecke fast wie ein Spaziergang im Park. Keine rasanten Kurven, tiefe Abgründe oder enge Straßen, die uns an den Rand des Wahnsinns brachten. Tatsächlich war die Fahrt fast so etwas wie eine Einladung, den Blick auf den Atlantik zu genießen, anstatt sich ständig auf den nächsten scharfen Kurvenradar einzustellen.
Unser erstes Ziel: Ponta do Sol. Angeblich der Ort mit den meisten Sonnenstunden auf Madeira. Na ja, als wir dort ankamen, hatte die Sonne gerade mal Pause und versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke. Aber egal! Der Charme des Ortes und die Wärme, die uns umhüllte, machten das mehr als wett. Und seien wir mal ehrlich – wer kann schon sagen, dass er in dem Ort der Insel mit mehr Sonnenstunden als woanders war, auch wenn die Sonne uns gerade einen Korb gab?
Was mich besonders faszinierte, war die Farbe des Ortes – Gelb. Überall gelbe Häuser, gelbe Dächer, gelbe Wände. Der Kontrast zu den grünen Berghängen und den steilen Klippen, die sich zum Atlantik hinabzogen, bot ein fast schon surreales Bild. Es war einfach faszinierend.
Ein spätes Frühstück nahmen wir im Sol Poente Restaurant zu uns– und das war definitiv kein gewöhnliches Frühstück. Der Balkon des Restaurants schwebte quasi über der Klippe und bot einen atemberaubenden Blick auf das Meer und die zerklüftete Küste. Wir gönnten uns hier einen Passionsfrucht-Reispudding – wie könnte man besser in den Tag starten, als mit einem Dessert, das genauso strahlend gelb ist wie der Ort selbst?
Weiter ging es nach Madalena do Mar, dem Heimatort der berühmten Madeira-Banane. Die Bananen sind hier wirklich ein großes Ding. Auf der Rota da Banana, einem 300 Meter langen Spaziergang durch eine Bananenplantage, konnten wir nicht nur die reifen Früchte bestaunen, sondern auch die beeindruckenden Blüten der Pflanze. Besonders niedlich: Am Rande des Weges gab es einen kleinen Stand, an dem man sich frische Bananen nehmen konnte – mit einer Vertrauenskasse! Ein charmantes Highlight.
Am Ende des Spaziergangs erreichten wir einen für die Insel typischen Steinstrand. Baden war hier zwar nicht wirklich drin, aber die Szenerie war einfach perfekt. Die Sonne hatte dann doch noch ihre Meinung geändert und kam endlich heraus, um uns die Südküste Madeiras in ihrem besten Licht zu zeigen. Das Timing hätte kaum besser sein können. Paraglider zogen entlang der Steilküste über uns hinweg, das Wasser funkelte und wir genossen ein kleines Picknick. Die Holzliegen mit den Strohhut-Schirmchen waren nicht nur ein tolles Extra zum Schutz vor der Sonne, sondern machten das Ganze noch viel gemütlicher.
Nach der Entspannungspause am Strand war es dann Zeit für uns, den Adrenalinkick zu suchen, den man nach so viel Ruhe verdient hat. Und was könnte besser passen als der Cascata dos Anjos – ein spektakulärer Wasserfall, der mitten auf die Straße fällt? Ein echter Klassiker für alle, die nach dem ultimativen Madeira-Postcard-Motiv suchen. Sowohl Google als auch Apple Maps warnten uns, dass die Straße dorthin gesperrt sei. Es gab zahlreiche Schilder, die vor Steinschlag warnten und uns rieten, besser die Finger von dieser Strecke zu lassen. Aber seien wir mal ehrlich: Wer lässt sich von ein paar Warnungen schon aufhalten, wenn das Abenteuer ruft?
Mit leicht mulmigem Gefühl setzten wir unseren Weg zum Wasserfall fort. Und ja, die Straße war unglaublich eng, der Gegenverkehr ließ uns nahe dem Abgrund fahren und die vielen Menschen vereinfachten die Fahrt nicht gerade. Aber irgendwie fühlte es sich fast ein wenig wie ein „verbotenes Abenteuer“ an. Es war einfach faszinierend, mit dem Auto direkt unter dem Cascada dos Anjos hindurchzufahren – als würde man durch einen natürlichen Vorhang aus Wasser gleiten. Der Wasserschleier prasselte auf die Windschutzscheibe, und es fühlte sich fast so an, als würde man das Auto gleich einer spontanen Dusche unterziehen – definitiv die coolste Art, seinen Wagen zu waschen! Das war mit Abstand ein Abenteuer, das uns nicht so schnell wieder loslassen wird.
Weiter ging es dann zum Cabo Girão, einer der höchsten Steilklippen Europas. Und natürlich, was wäre eine Fahrt auf Madeira ohne die legendären Steilstraßen, die einem das Gefühl geben, den Atem zu verlieren. Ich muss schon sagen, der Weg nach oben war ein echtes Erlebnis, primär für uns Flachländer. Die Straßen waren so eng, kurvig und steil, dass wir teilweise im zweiten Gang fahren mussten, weil unser Auto es sonst nicht geschafft hätte. Doch was tut man nicht alles für einen genialen Ausblick?
Und dieser Blick war einfach umwerfend. Wir standen dort, schauten auf das endlose Meer, auf Funchal, die Küste, und fühlten uns irgendwie klein, aber gleichzeitig riesig beeindruckt von dieser Natur. Natürlich ist der Cabo Girão auch ein touristischer Hotspot, das muss man zugeben. Dennoch ist der Nervenkitzel, 580 m über dem Meeresspiegel zu stehen und durch eine Glasplatte hinabzublicken, einfach unbeschreiblich – und das macht den Besuch, trotz der Menschenmassen, definitiv lohnenswert.
Zugegebenermaßen habe ich da oben etwas gezittert – und das lag nicht nur an der frischen Brise.
Und wenn wir schon mal am Cabo Girão waren, darf eine Stärkung im Cliff Spot Café nicht fehlen. Das Café hat zwar nicht gerade den Charme eines Geheimtipps, aber dafür einen tollen Blick auf die Küste. Und wer dann noch wie ich einen Poncha probiert, wird gleich wissen, warum dieses lokale Getränk so beliebt ist. Holla, die Waldfee, das Zeug hat wirklich Power!
Der Abstieg vom Cabo Girão war fast genauso spektakulär wie der Aufstieg – enge, steile Straßen und der Wagen rollte fast von allein den Berg hinunter. Mit Poncha intus als Beifahrer war die Fahrt jedoch deutlich entspannter. Ohne das Getränk hätte ich wahrscheinlich nach der Bremse gegriffen.