Die Idee für diese Reise entstand nach einem Autounfall, als mein bester Freund und ich beschlossen: „Das Leben ist zu kurz für irgendwann.“ Amerika war immer schon ein Traum, der tief in meinem Kopf schlummerte, aber nie so richtig greifbar war. Eine vage Vorstellung, die mit einem Mal greifbar wurde. Und wer, wenn nicht Marco Polo, könnte mir dieses Abenteuer auf so aufregende Weise bieten? Die Reise „Explore the West“ versprach genau das – das perfekte Abenteuer. Also buchten wir unsere Tickets in den Westen der USA, und San Francisco war der erste Halt auf unserer Reise. Die Westküste klang vielversprechend, und ich konnte es kaum erwarten, herauszufinden, was mich dort erwarten würde.
Gleich zu Beginn der Reise dann der erste Schock: Ein zufälliger Second Random Security Check – und der zog sich wie Kaugummi. Während wir noch kontrolliert wurden, hatte das Boarding laut Plan schon begonnen. Der Stresspegel stieg, und wir mussten die Beine in die Hand nehmen, um unseren Flieger noch zu erwischen. Zum Glück hat alles geklappt – und endlich im Flieger konnten wir zum ersten Mal durchatmen.
Doch die nächste Nervenprobe wartete kurz darauf: die Einreise. Fingerabdrücke, Augenscan und gefühlt tausend Fragen – Was wollen Sie hier? Mit wem reisen Sie? Wie lange bleiben Sie?
Aber ich habe alles souverän gemeistert. Damit war der Weg frei – rein ins Abenteuer USA!
Nach all dem Stress war es Zeit, Ausschau nach unserem Guide zu halten. Und der war wirklich nicht zu übersehen! Mit einem Shirt, das mit Stars and Stripes bedruckt war, zotteligem Haar und Cowboystiefeln schrie er regelrecht „Amerika“ – ein echter Cowboy, der uns in die bunte Welt von San Francisco einführen würde.
San Francisco, als viertgrößte Stadt Kaliforniens, selbst überraschte mich direkt: Der zentrale Teil, in dem auch unser Hotel lag, erscheint gar nicht so groß und vieles lässt sich bequem zu Fuß erreichen. Allerdings ist die Stadt ziemlich hügelig – und für mich als Flachlandtiroler fühlte sich das stellenweise schon wie ein kleines Workout an. Da es erst früher Nachmittag war, machten wir uns direkt zu Fuß auf den Weg – auf der Suche nach etwas Essbarem. Wir landeten schließlich am berühmten Fisherman’s Wharf – einem der bekanntesten Orte der Stadt. Und was für ein Erlebnis! Ein wahres Farbenfeuerwerk aus Gerüchen, Geräuschen und Sehenswürdigkeiten – quirlig, bunt und lebendig. Die Luft war voll von der frischen Meeresbrise, und über allem thronte der Anblick von unzähligen Seelöwen, die auf den schwankenden Holzplattformen des Docks faulenzten und mit ihren typischen Lauten um die Aufmerksamkeit der Touristen buhlten.

Und was macht man in den USA am besten? Genau, Burger und Fritten essen! Also ließen wir uns auf die typische amerikanische Küche ein und genossen saftige Burger mit extra viel Cheese und dicke, frittierte Pommes. Das Abendessen war genau das, was unser Zeitzonenkater benötigte – zumal wir aus der Ferne auch schon einen Blick auf das legendäre Wahrzeichen der Stadt erhaschen konnten: die Golden Gate Bridge. Sie schimmerte im Nebel, ein faszinierendes Bild, das ich bis heute nicht vergessen werde.
Am nächsten Morgen ging es dann richtig los: Wir starteten mit einer Fahrt in der nostalgischen Straßenbahn bis zum Hafen. Von dort aus ging’s zu Fuß weiter, quer über den Union Square 1 und entlang der Market Street 2 bis nach Chinatown 3. Dort erwartete uns ein ganz besonderer Anblick: Ein traditionelles chinesisches Tor mit geschwungenem Dach und Drachenfiguren markierte den Eingang, und über den Straßen hingen unzählige rote Lampions, die sanft im Wind schwankten. Die Atmosphäre war lebendig – bunt gekleidete Menschen tanzten auf der Straße und sorgten für ein echtes Festgefühl. Natürlich durfte auch ein traditioneller Glückskeks nicht fehlen – leider ohne Spruch. Ein wenig enttäuschend, aber trotzdem ein süßes Souvenir.

Unser nächster Halt war das Cable Car Museum, und hier wurde es richtig spannend! Die berühmten Cable Cars werden durch Stahlseile gezogen, die in vier Linien quer durch die Stadt verlaufen und die steilen Hügel San Franciscos überwinden. Besonders faszinierend ist die Technik dahinter: An den Endpunkten der Linien werden die Wagen noch immer auf einer Drehscheibe per Hand gedreht, um die Richtung zu ändern – ein echtes Meisterwerk der Ingenieurskunst. Es ist ein wahres Spektakel zuzusehen, wie die Arbeiter mit kräftigem Schwung den Wagen drehen, um ihn für die Rückfahrt bereitzumachen.
Natürlich wollten wir ein Stück dieser Geschichte hautnah erleben, also stiegen wir in eines der nostalgischen Fahrzeuge. Die Vorstellung, durch die steilen Straßen zu rattern und den Fahrtwind zu spüren, während man sich an der Stange hinauslehnt, klang dramatischer, als es sich dann anfühlte. Der Wagen war leider so überfüllt, dass das Herauslehnen aus dem Cable Car unmöglich war. Die Wartezeit war lang, und der Fahrtwind – na ja, er war eher ein Hauch als eine erfrischende Brise. Aber trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, mit diesem historischen Verkehrsmittel die Hügel der Stadt zu erobern!

Nach der Cable Car Fahrt ging es wieder zum Hafen, wo wir eine Bootstour auf der Bay gebucht hatten. Der Wind fegte uns um die Ohren, und die Kälte überraschte uns – ziemlich frisch für Mai! Aber das ist typisch für San Francisco: Das Wetter bleibt hier das ganze Jahr über relativ konstant – es ist nie zu heiß und selten zu kalt, mit durchschnittlich etwa 15 Grad. Der Wind bringt oft Nebel und diesiges Wetter mit sich, was der Stadt ihren berühmten, mystischen Charme verleiht.
Während wir über das Wasser schipperten, erfuhren wir interessante Fakten über die Bay Area und ihre Inseln. Die San Francisco Bay ist das größte Mündungsgebiet an der Westküste der USA. Eine der größten Inseln ist Angel Island, die einst als Einwanderungsstation diente und heute auch als „Ellis Island des Westens“ bekannt ist. Neben ihrer historischen Bedeutung bietet sie auch Wanderwege und spektakuläre Ausblicke auf San Francisco.
Der Höhepunkt der Tour war definitiv der Moment, als wir unter der Golden Gate Bridge hindurchfuhren. Gänsehaut pur! Es war unglaublich, dieses ikonische Bauwerk in seiner vollen Pracht zu erleben – man hatte das Gefühl, mitten in einem Film zu sein.

Am Abend wollten wir den Tag in einer Bar bei einem Drink ausklingen lassen. Doch ohne Ausweis, den wir natürlich sicher im Hotel gelassen hatten, war das leider keine Option. In den USA wird bei der Alterskontrolle wirklich kein Auge zugedrückt. Also blieben wir draußen und machten uns etwas frustriert auf den Rückweg zum Hotel. Der Magen knurrte, also landeten wir bei einem Sandwich, das nicht nur riesig war, sondern auch alles auf einmal wollte: Käse, Wurst, Soßen – etwas zu viel des Guten, aber lecker.
Am nächsten Tag stand ein Besuch der Gefängnisinsel Alcatraz auf dem Plan – ein Ort, der sich tief ins Gedächtnis brennt. Die berühmte Insel mitten in der Bay muss separat gebucht werden, und das möglichst frühzeitig: Mindestens vier Wochen im Voraus sollte man sich Tickets sichern, denn die Touren sind heiß begehrt. Und das völlig zurecht – es ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.
Schon die Bootsfahrt hinüber zur Insel hatte etwas Unwirkliches. Der Wind peitschte über das Wasser und langsam tauchte die kahle, felsige Silhouette von Alcatraz vor uns auf. Die Insel wirkt karg, fast lebensfeindlich – kaum Vegetation, nur Stein, Wind und die Überreste einer düsteren Vergangenheit.
Mit einem Audioguide ausgestattet, wurden wir durch die alten Gefängnistrakte geführt. Die Geschichten, erzählt von ehemaligen Wärtern und Insassen, ließen die beklemmende Atmosphäre noch greifbarer werden. Rostige Gitter, enge Einzelzellen, der kalte Betonboden – man spürt förmlich, wie sich hier einst Isolation und Hoffnungslosigkeit ausbreiteten. Besonders bewegend: die Vorstellung, dass die Gefangenen bei bestimmten Windverhältnissen sogar das Lachen und die Musik aus der Stadt hören konnten – ganz nah, und doch unerreichbar.
Ein besonderes Kapitel der Alcatraz-Geschichte ist der legendäre Ausbruch von 1962. Drei Häftlinge – Frank Morris und die Brüder John und Clarence Anglin – gruben sich in monatelanger Kleinarbeit mit selbst gebautem Werkzeug durch die Rückwände ihrer Zellen, kletterten durch Lüftungsschächte aufs Dach und verschwanden schließlich auf einem Floß aus zusammengeklebten Regenmänteln. Bis heute fehlt jede Spur von ihnen. Ob sie in den eisigen Fluten der Bay ertranken oder es tatsächlich geschafft haben, bleibt eines der größten Mysterien der Gefängnisgeschichte.

Nach den düsteren Geschichten von Alcatraz war es an der Zeit, die Stimmung wieder zu heben. Am Fisherman’s Wharf stießen wir auf einen Laden, der uns mit Overloaded Fritten 4 und Softdrinks rasch wieder in leichtere Stimmung versetzte – typisch amerikanisch, aber definitiv lecker!
Wir setzten unseren Tag fort, um eines der bekanntesten Wahrzeichen San Franciscos zu erleben – die Golden Gate Bridge in ihrer ganzen Majestät. Wir fuhren mit einem Uber auf die andere Seite der Bay, nach Marin Headlands, um den perfekten Blick auf die Brücke zu bekommen. Dort gibt es einen Aussichtspunkt, der uns einen atemberaubenden Blick auf die Golden Gate Bridge und die umliegende Landschaft bieten sollte. Als wir bei unserer Ankunft feststellten, dass der Parkplatz gesperrt war, ließ uns der Fahrer kurzerhand mitten auf dem Highway aussteigen. Verrückt!
Doch der Adrenalinkick war schnell vergessen, als sie vor uns lag – wie ein Postkartenmotiv. In knallrotem Farbton, die Golden Gate Bridge, majestätisch und stolz. Dahinter die sattgrünen Hügel, die blaue Bay und in der Ferne die Silhouette der Stadt. Wir hatten Glück mit dem Wetter – kein dichter Nebel trübte den Blick, und es war, als wären wir mitten in einem Film.

Der Rückweg wurde zu einem ganz besonderen Erlebnis, als wir aufgrund der Parkplatzsituation beschlossen, die ca. 1.280 Meter der Brücke zu Fuß zu überqueren. Wer kann schon von sich behaupten, die Golden Gate Bridge auf diese Weise erlebt zu haben? Die gewaltige Brücke, der Wind, der uns entgegenwehte, und der Lärm des Highways machten diesen Moment zu etwas, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Mit einer Pizza in der Hand und einem kühlen Bier ließen wir den Tag ausklingen und sagten ‚Auf Wiedersehen‘ zu San Francisco – mit einem Kopf voller Eindrücke und einem Rucksack, der nur so vor Erinnerungen und Erlebnissen quoll.
Der Union Square ist das Shopping- und Kunstviertel von San Francisco mit vielen bekannten Marken und Galerien. ↩
Die Market Street ist eine Hauptverkehrsstraße, die Downtown mit dem Hafen verbindet und das Herz des städtischen Lebens bildet.↩
Chinatown ist das älteste und größte seiner Art in Nordamerika, voller bunter Gassen, Tempel und köstlicher Dim-Sum-Restaurants↩