Nach den staubigen Pfaden und heißen Schwefelquellen des Rincón de la Vieja war es Zeit für eine willkommene Abkühlung – der Pazifik rief. Unser Weg führte uns nach Sámara, ein kleines Paradies an der Westküste Costa Ricas, wo sanfte Wellen an einem palmengesäumten Strand brechen und das Leben spürbar langsamer verläuft. Wir checkten ins Hotel Belvedere ein, eine charmante Unterkunft, geführt von einem deutschen Ehepaar, welches hier seine Liebe zu Costa Rica verwirklicht hatte. Kaum angekommen, hielt es mich nicht lange auf – der Ozean wartete.
Mein erstes Abenteuer in Sámara: Surfen. Eigentlich hatte ich mir nicht viel dabei gedacht, als ich mich für eine Surf-Stunde anmeldete. Nach dem Motto: „Ach ja, wenn man schon am Pazifik ist, kann man das ja mal ausprobieren.“ Dass ich am Ende mit einem so breiten Grinsen aus dem Wasser kommen würde, hätte ich nicht erwartet. Bevor es ins Wasser ging, gab es die obligatorische Trockenübung: Brett auf den Sand, paddeln, in einer fließenden Bewegung aufstehen. Klang einfach, war es aber nicht. Dann ab ins Wasser – und die Realität schlug mir buchstäblich ins Gesicht. Surfen ist eine Mischung aus Timing, Gleichgewicht und der Bereitschaft, sich immer wieder von einer Welle umhauen zu lassen. Die ersten Versuche waren ein einziges Chaos aus wildem Gepaddle, spektakulären Stürzen und einer ordentlichen Salzwasserladung im Gesicht. Ich hatte das Gefühl, zu Beginn mehr Zeit unter dem Board als darauf zu verbringen. Aber irgendetwas daran machte süchtig. Und dann – plötzlich – erwischte ich eine Welle. Ich kam hoch, stand für einige Sekunden und spürte dieses berühmte Gefühl von Freiheit. Es war, als würde die Welt kurz stillstehen … bis ich wieder mit einem lauten Platschen ins Wasser klatschte. Egal! Ich wollte mehr. Und tatsächlich: Mit jedem Versuch wurde es besser. Ich stand länger, paddelte kräftiger und genoss jede Sekunde.

Nach der sportlichen Herausforderung des Tages benötigten wir ein wenig Entspannung. Ein Spaziergang am Strand, während die Sonne langsam hinter den Palmen versank, war genau das Richtige. Dann ging es weiter zur Gusto Beach Bar – frisch gebackene Pizza, Sand zwischen den Zehen und das sanfte Rauschen der Wellen im Hintergrund. Gibt es eine bessere Art, den Abend zu genießen? Wohl kaum.
Doch der Tag war noch nicht vorbei. Eine Nachtwanderung mit Schildkrötenbeobachtung stand an. Also rein in den Jeep und ab in die Dunkelheit. Die Fahrt fühlte sich an wie der Auftakt zu einem Horrorfilm: Eine holprige, finstere Straße mitten durch den dichten Wald, nur das Summen der Insekten und das gelegentliche Knacken von Ästen begleiteten uns. An einem abgelegenen Strand im Naturschutzgebiet angekommen, erwartete uns eine fast surreale Szene. Der Mond schien so hell, dass wir kaum die geborgten Taschenlampen brauchten – nur für die Suche nach Spuren der Schildkröten setzten wir sie ein. In der Region, um Sámara hat man die Möglichkeit vier der weltweit sieben Meeresschildkrötenarten anzutreffen: die Oliv-Bastardschildkröte, die Lederschildkröte, die Echte Karettschildkröte und die grüne Meeresschildkröte. Jede Art hat ihre eigene Saison – die Oliv-Bastardschildkröte kommt zwischen Juli und Februar an Land, während die Grüne Meeresschildkröte zwischen Dezember und März nistet. Da unsere Reise Ende April lag, waren die Chancen, eine Schildkröte zu erspähen, eher gering, doch wir ließen uns davon nicht entmutigen und gingen voller Vorfreude auf das Abenteuer. Allein das Wissen, dass diese faszinierenden Meeresbewohner hier an Land kommen, um ihre Eier zu vergraben, machte die Erfahrung besonders.
Während wir durch den Sand stapften, stießen wir auf die Überreste eines geplünderten Schildkrötennests. Zerdrückte Eierschalen lagen verstreut im Mondlicht – stumme Zeugen des nächtlichen Fressens von Waschbären oder Nasenbären, die hier leichte Beute gefunden hatten. Als ich eine Schale aufhob, erwartete ich eine harte, brüchige Oberfläche, doch sie fühlte sich weich und elastisch an, fast wie ein Tischtennisball. Ein seltsamer Moment, in dem Leben und Vergänglichkeit so greifbar nah beieinanderlagen.

Am nächsten Morgen warteten neue Möglichkeiten: eine Katamaran-Tour mit Delfinbeobachtung, entspanntes Sonnenbaden oder – für die Mutigen – ein Rundflug in einem offenen Ultraleichtflugzeug. Während Letzteres nach einer spektakulären Möglichkeit klang, die Sámara Bay von oben zu sehen, entschied ich mich für die Delfintour. Doch bevor wir überhaupt aufs Meer konnten, gab es die erste kleine Herausforderung: den Einstieg in den Katamaran 1. Ein Anleger? Fehlanzeige. Also hieß es Schuhe ausziehen, Hosen hochkrempeln und durchs seichte Wasser waten. Gar nicht so einfach, wenn man gleichzeitig versucht, elegant auf das schwankende Boot zu klettern, während die Wellen einem ständig einen Strich durch die Rechnung machen. Die Crew sah uns dabei mit einer Mischung aus Belustigung und Routine zu – offenbar war das hier ein alltägliches Spektakel. Einmal an Bord glitten wir sanft über das glasklare Wasser, während die Sonne unser Gesicht wärmte und der Wind sanft durch die Haare fuhr. Die Crew erzählte uns, dass hier vor der Küste oft große Tümmler und Fleckendelfine unterwegs sind. Manchmal, mit etwas Glück, sieht man auch Spinnerdelfine, die für ihre akrobatischen Sprünge bekannt sind.
Und dann – plötzlich Bewegung im Wasser. Erst ein Schatten, dann die charakteristische gebogene Rückenflosse. Ein kleiner Trupp Delfine schwamm direkt unter unseren baumelnden Beinen hindurch. Sie schienen vollkommen mühelos durch die Wellen zu gleiten, tauchten auf, verschwanden und tauchten an anderer Stelle wieder auf. Gerade als ich dachte, der Moment könnte nicht perfekter sein, tauchte eine Meeresschildkröte 2 an der Oberfläche auf. Sie hob den Kopf aus dem Wasser, als würde sie kurz grüßen, und glitt dann wieder in die Tiefe.

Zurück in Sámara, ließen wir den Nachmittag entspannt am Strand ausklingen. Ein paar Leguane leisteten uns Gesellschaft, während wir kühle Cocktails genossen – und unsere Sonnencreme-Vorräte stetig erneuerten. Am Abend stand das traditionelle Marco-Polo-Abschiedsessen an, bei dem wir gemeinsam auf die vergangenen Tage anstießen und unseren Guide für die perfekte Organisation feierten.

Am nächsten Morgen wartete noch ein letztes Highlight auf mich: ein Ausritt durch den gerade erst erwachenden Dschungel. Noch vor dem Frühstück wurden wir zu einer nahegelegenen Pferderanch gebracht, wo unsere Pferde bereits gesattelt auf uns warteten. Die Ranch war ein echter Ort der Ruhe, umgeben von üppiger Natur, in der jedes Tier seinen festen Platz hatte. Mein Pferd, Morrow, ein kräftiger Wallach, sah mich mit einem Blick an, der entweder pure Motivation oder eine „Na gut, dann los“-Einstellung ausdrückte – schwer zu sagen. Ich kam mit unserem Guide ins Gespräch, der mir ein wenig über den Alltag auf der Ranch erzählte. Währenddessen war ich stolz, dass ich mich auf Englisch relativ flüssig mit ihm unterhalten konnte – eine schöne Bestätigung, dass sich all die Reisen auch sprachlich auszahlen. Dann ging es los – gemütlich ritten wir durch die üppige Natur, vorbei an tropischen Vögeln, bunten Schmetterlingen und neugierigen Kühen, die uns mit großen Augen ansahen. Doch der wahre Spaß kam im Galopp, nachdem sich die Gruppe aufgeteilt hatte. Mit voller Geschwindigkeit durch den Dschungel zu reiten, das Herzklopfen, der Wind im Gesicht – ein absoluter Traum. Meine Freundin hatte ordentlich mit ihrem Helm zu kämpfen, der bei jedem Galoppsprung mehr und mehr vom Kopf zu rutschen schien. Sie hielt ihn zwar noch fest, aber unser Lachen war unüberhörbar, während wir durch den Dschungel preschten.
Als wir schließlich am Strand zum Rest der Gruppe stießen, gönnten wir uns eine kleine Pause mit Blick auf das glitzernde Meer. Unser Picknick bestand aus süßen, saftigen Mangos, die wir uns mit unseren Pferden teilten. Morrow war dabei in seinem Element – mir wurde verraten, dass er ein absoluter Mango-Fan ist. Und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ein perfekter Abschluss für ein perfektes Abenteuer!

Schließlich hieß es Abschied nehmen. Mit der Fähre setzten wir über, bevor es mit dem Bus zurück nach San José ging. Am letzten Morgen blieb noch Zeit für einen kurzen Stadtbummel, dann war es so weit – der Heimflug stand an. Doch eines war sicher: Sámara hatte sich seinen Platz als perfekten Abschluss dieser Reise redlich verdient.
