Allein reisen? Ich? Niemals! Bei dem Gedanken sah ich mich schon völlig verloren an einem Flughafen stehen, panisch suchend nach dem richtigen Gate, während mein Flug ohne mich abhob. Oder noch schlimmer: planlos in einer fremden Stadt, ohne zu wissen, wo ich ein Ticket kaufe oder wie ich in ganzen Sätzen nach dem Weg frage. Nein, nein – allein zu verreisen klang für mich lange Zeit nach einer Katastrophe mit Ansage.
Und dann kam das Jahr 2022. Frisch getrennt, seit Jahren nicht weggeflogen und durch die Coronazeit mit akutem Fernweh bewaffnet, stand ich plötzlich im Reisebüro. „Ich will weg. Irgendwohin. Irgendwie“, sagte ich, und mein Reiseberater hatte direkt einen Plan. Ich wollte Abenteuer, aber ohne Nervenzusammenbruch. Mein erster Wunsch? Schottland. Nicht zu weit weg, aber vollgepackt mit Orten, die mein Harry-Potter-Nerdherz höherschlagen ließen. Und dann? Die Reise wurde abgesagt. Der Grund: zu wenig Teilnehmer. Ich war kurz davor, mich in Selbstmitleid zu suhlen, doch mein Reiseberater hatte direkt zwei Alternativen: Griechenland oder Island. Hochsommer in Griechenland? Lieber nicht, viel zu heiß. Aber Island? Ein Land aus Feuer und Eis, perfekte Landschaften zum Wandern, unberührte Natur – ich war sofort begeistert.
Bis ich am Flughafen stand. Ich hatte nicht nur jahrelang nicht mehr das Land im Flugzeug verlassen, sondern auch eine ordentliche Portion Flugangst im Gepäck. Während andere Leute gemütlich ihr Bordmagazin durchblätterten oder ein Nickerchen machten, schwitzte ich mir die Seele aus dem Leib und rechnete jede Turbulenz hochdramatisch meinem nahenden Ende zu. Aber ich kam an – und als ich in Keflavik landete, fühlte ich mich plötzlich unfassbar stolz. Ich, ganz allein in einem fremden Land, und es funktionierte!
Ich hatte offen gesagt bei der Buchung Angst, dass sich das Ganze anfühlen würde wie eine betreute Kaffeefahrt für Rentner. Bevor mein Reiseberater mir von den Marco Polo Youngline Reisen erzählte, hatte ich keine Ahnung, dass es maßgeschneiderte Rundreisen für junge Leute gibt. Zum Glück, denn es war das komplette Gegenteil von dem, was ich befürchtet hatte. Direkt am ersten Abend wurde ich herzlich aufgenommen, kein peinliches Fremdeln, keine komischen Vibes, einfach eine lockere, offene Atmosphäre.
Seitdem bin ich den Gruppenreisen absolut verfallen. Anfangs war mir die Reiseplanung viel zu aufwendig, aber mittlerweile macht mir das Recherchieren eigener Trips richtig Spaß. Trotzdem liebe ich die Entspannung, die mit einer organisierten Reise einhergeht: Ich muss mich um nichts kümmern, sehe in kurzer Zeit viel vom jeweiligen Land und treffe automatisch Leute mit ähnlichen Interessen. Nach ein paar Tagen fühlt es sich eher an wie ein Roadtrip mit Freunden als eine gebuchte Reise mit völlig Fremden. Dazu kommt, dass man mit einem erfahrenen Guide unterwegs ist, der nicht nur weiß, wo es langgeht, sondern auch Geheimtipps kennt und einen im Zweifelsfall aus jeder Situation retten kann. Und ja, ich buche mir immer das Einzelzimmer, sofern keiner meiner Freunde Zeit findet – nicht, weil ich unsozial bin, sondern weil ich auf Reisen auch mal meine Ruhe brauche und offen gestanden nicht bereit bin, zwei Wochen lang mit einer wildfremden Person ein Schnarchkonzert zu teilen.
Wer aber sparen möchte und kein Problem damit hat, sich mit einer fremden Person ein Zimmer zu teilen, kann ein halbes Doppelzimmer buchen. Das ist die günstigste Variante und immer geschlechtsspezifisch getrennt, sodass man nicht plötzlich mit einem wildfremden Kerl oder einer unbekannten Frau das Bad teilen muss. Für viele ist das die beste Lösung, um etwas Geld zu sparen und gleichzeitig Anschluss in der Gruppe zu finden.
Die Reisen von Marco Polo Youngline haben mich bisher immer überzeugt, auch wenn die Preise einem zunächst den Atem rauben. Aber es lohnt sich. Der Flug ist komplett organisiert, mit dem Zug geht es direkt zum Flughafen, und meistens wird man am Ziel von seinem Guide abgeholt. Nur in Island musste ich allein ins erste Hotel fahren, aber auch das hat ohne Komplikationen geklappt. Der Ablauf ist immer top durchdacht: eine Vorstellungsrunde, ein gut organisierter Bus, und dann geht das Abenteuer los. Man lebt zwar aus dem Koffer und lädt ihn gefühlt jeden zweiten Tag erneut in den Bus, aber für mich ist das Teil des Erlebnisses.
Zusätzliche Ausflüge kann man oft spontan buchen – allerdings fast immer nur in bar. Also lieber genug Cash dabeihaben, auch wenn die Guides immer wissen, wo man Geld wechseln kann. Und wenn gar nichts mehr geht? Auch dann findet sich eine Lösung. In Island habe ich es geschafft, komplett ohne Bargeld dazustehen. Kein Problem – der Guide hat mir ausgeholfen, bis ich wieder an Geld kam, und in der Gruppe findet sich auch immer jemand, der aushelfen kann. Besonders faszinierend finde ich, dass die Guides wahre Meister darin sind, Alternativen zu finden, wenn das Wetter oder andere Umstände einen Strich durch die Rechnung machen. Und keine Sorge, niemand verhungert auf so einer Reise – die Guides planen die Tage so, dass es regelmäßig Zwischenstopps an Supermärkten gibt. Auch Toilettenpausen sind eingeplant, aber mein Tipp: Nutze wirklich jeden Stopp, den es gibt. Denn es gibt nichts Peinlicheres, als im Bus zu sitzen und panisch nach einem Emergency Pippi Stopp fragen zu müssen.
Rückblickend frage ich mich, warum ich so lange gezögert habe. Ich dachte immer, allein reisen wäre nichts für mich, aber genau das Gegenteil war der Fall. Mein größter Tipp: Warte nicht auf jemanden, der mitkommt. Wenn du reisen willst, dann mach es! Gruppenreisen sind der perfekte Mittelweg zwischen Abenteuer und Sicherheit. Und was spricht eigentlich dagegen, Erinnerungen mit interessanten Leuten zu teilen? Also pack deine Sachen, buch dir dein Zimmer– und dann ab ins Abenteuer!

Foto von <a href=“https://unsplash.com/de/@leio?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash“>Leio McLaren</a> auf <a href=“https://unsplash.com/de/fotos/frau-mit-karte-jEgQpfkHEWY?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash“>Unsplash</a>↩