Auf dem Weg nach Monteverde zog der beeindruckende Arenalsee an uns vorbei – und dieser Stausee ist gigantisch! Mit seinen 80 Quadratkilometern ist er wirklich beeindruckend. Die Wasseroberfläche glänzte wie ein riesiger Spiegel, der die umliegenden Wälder und Hügel widerspiegelte. Im Hintergrund erahnten wir den Arenal, aber er ließ sich nicht blicken – sein Gipfel blieb beharrlich hinter einer dichten Wolkendecke versteckt. Wir genossen die Aussicht aus dem Bus und dachten uns, dass jeder Blick hinaus hier ein Postkartenmotiv darstellen könnte.

In Nuevo Arenal legten wir einen kleinen, aber sehr willkommenen Zwischenstopp in der Tom’s Pan German Bakery ein. Riesige Sandwiches, eine unglaubliche Auswahl an Kuchen und anderen Leckereien – hier wird jeder schwach! Der Duft von frisch gebackenem Brot lag in der Luft und zog uns fast magisch an. Das Sandwich war ein wahres Meisterwerk, mit frischen Zutaten und einer grandiosen hausgemachten Soße, und der Kuchen erst! Mein Tipp: probiert unbedingt die Zimtschnecken. In dieser gemütlichen Bäckerei könnte man glatt die Zeit vergessen. Aber wir hatten noch viel vor, also ging es mit vollem Magen und einem Lächeln im Gesicht weiter.

Auf unserer nächsten Etappe wurde es tierisch: Nasenbären – oder besser gesagt, Coatis 1 – kreuzten unseren Weg. Diese kleinen Racker mit ihren langen Schwänzen und neugierigen Schnauzen sehen zwar aus wie die weltweit süßesten Wesen, aber aufgepasst: Sie sind nicht nur süß, sondern auch ziemlich scharfzüngig – im wahrsten Sinne des Wortes! Ihre Krallen und Zähne sind alles andere als harmlos.

Leider haben sie hier in der Region rund um den Arenal ihre Scheu vor Menschen verloren, weil Touristen sie ständig füttern. Und das führt oft zu gefährlichen Begegnungen, wenn sie an Straßenrändern betteln. Also: Nur schauen, nicht anfassen und vor allem nicht füttern! Wir genossen die Show hautnah und staunten über das neugierige und forsche Verhalten dieser plüschigen Wesen.

Am Nachmittag erreichten wir Monteverde und unser Hotel, das Heliconia. Und was für ein Glück: Wir haben ein Upgrade auf eine Junior-Suite bekommen! Die Zimmer waren riesig, mit Holzverkleidung, die perfekt zur Umgebung passt. Die Aussicht von unserer Terrasse war einfach atemberaubend – und als die Sonne unterging, tauchte sie das Tal in goldenes Licht, während ein feiner Nebel der Landschaft einen fast mystischen Touch verlieh.

Aber der Tag war noch lange nicht vorbei – wir machten uns auf zu einer Nachtwanderung! Mit Taschenlampen bewaffnet ging es in den Dschungel, und für alle, die Angst vor Spinnen oder Schlangen haben, ist das definitiv kein Spaziergang und keine Empfehlung – für mich war es dagegen das Abenteuer des Jahres! Unser Guide führte uns mit Begeisterung durch den nächtlichen Dschungel und zeigte uns schlafende Tukane, fluoreszierende Skorpione 2 und unzählige Insekten, die uns mit ihren leuchtenden Augen anstarrten. Besonders spannend war der Versuch, eine Tarantel aus ihrem Erdloch zu locken. Mit viel Geduld und absoluter Stille konnten wir tatsächlich die haarigen Beine der Tarantel entdecken, die vorsichtig aus ihrem Versteck lugte. Der Höhepunkt der Nachtwanderung war jedoch der Anblick eines Wickelbären, auch Kinkajou genannt, der hoch oben durch die Baumkronen schlich. Mit einem kleinen Sprint jagten wir ihm hinterher – der Adrenalinkick war unvergesslich! Nach dieser aufregenden Tour genossen wir eine erfrischende Sangria im Thomas&Thiago Restaurant und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Am nächsten Morgen empfing uns der Selvatura Park mit strahlendem Sonnenschein – normalerweise ist der Wald hier in mystischen Nebel gehüllt, aber heute hatten wir das Glück, ihn bei bestem Wetter zu erleben. Während einige von uns beim Canopy von Baum zu Baum düsten (und sich bei einem Tarzansprung eine ordentliche Portion Nervenkitzel abholten), entspannte ich lieber bei einer heißen Schokolade und genoss die Ruhe des Waldes.

Nach dem Adrenalinkick ging es weiter zu einer Faultierauffangstation. Hier leben zwölf gemütliche Zweifingerfaultiere, die nach Verletzungen oder unnatürlichem Verhalten nicht mehr ausgewildert werden können. Diese entspannten Gesellen schlafen bis zu 20 Stunden am Tag – ein Lebensstil, den man manches Mal durchaus beneiden könnte. Ihr langsamer Stoffwechsel ist der Grund für dieses extreme Energie-Sparprogramm, das ihnen im Regenwald ein Überleben mit minimalem Aufwand ermöglicht. Ihre Nasen erinnern mit ihrer Form verblüffend an kleine Schweineschnauzen – ein Anblick, der ebenso ungewöhnlich wie charmant ist. Aber Achtung, wer ein weiches, kuscheliges Fell erwartet, liegt falsch – es fühlt sich eher drahtig an. Das hat einen triftigen Grund: Durch die raue Struktur kann Regenwasser im feuchten Regenwald ganz einfach abfließen. Außerdem wachsen in ihrem Fell Algen, die ihnen einen grünlichen Look verpassen und sie perfekt in den Wald integrieren. Doch bei aller Niedlichkeit sollte man ihre gefährlichen, scharfen Krallen nicht unterschätzen. Mit diesen Waffen können sie kräftig zuschlagen, wenn sie sich bedroht fühlen – auch wenn sie sonst in Zeitlupe unterwegs sind.

Ein weiteres Highlight im Selvatura Park war der etwa 3 km lange Rundweg entlang der Hängebrücken. Der Weg führte uns durch das dichte, satte Grün des Nebelwaldes – nur heute eben ohne Nebel. Stattdessen begleitete uns strahlender Sonnenschein, der allerdings kaum bis zu uns durchdrang, da wir die meiste Zeit im angenehm schattigen Wald unterwegs waren. Die Steinplatten auf den Pfaden sorgten für sicheren Halt, auch wenn es an diesem trockenen Tag eher so wirkte, als wären sie für eine völlig andere Wetterlage gedacht. Unterwegs versorgte uns unser Guide mit spannendem Wissen über die Flora und Fauna des Waldes – so bekamen wir nicht nur einen riesigen, haarigen Tausendfüßler zu sehen, sondern auch eine beeindruckende Tarantel und erfuhren, mit welchen cleveren Strategien die Pflanzen hier ums Überleben kämpfen.

Die Hängebrücken selbst boten ein aufregendes Erlebnis – zumindest für die, die sich von wackelnden Konstruktionen in schwindelerregender Höhe nicht so leicht beeindrucken lassen. Mit Längen zwischen 170 und 560 Metern und Höhen von bis zu 55 Metern schwangen sie sanft unter unseren Schritten, was definitiv nichts für schwache Nerven war. Durch den Gitterboden konnte man direkt in die Tiefe blicken – ein Detail, das manche lieber ignorierten. Aber mit etwas Mut, festem Griff am Geländer und der Strategie, einfach nur nach vorn zu schauen, war die Überquerung absolut machbar. Und die Belohnung? Ein atemberaubender Blick über den Wald und mittendrin: ein frei lebendes Faultier, das sich in den Baumkronen räkelte.

Von einer der Brücken aus konnten wir es beobachten – ein Moment, in dem selbst die wackeligste Brücke plötzlich völlig egal war. Ein echtes Highlight, das den Nebelwald auch ohne Nebel zu einem magischen Erlebnis machte.

Zum Abschluss des Tages besuchten wir das Treehouse Restaurant. Um einen riesigen Baum herum gebaut, bietet es nicht nur leckeres Essen, sondern auch eine fantastische Aussicht. Hier fühlte man sich fast wie ein Dschungelforscher, der den Tag bei einem guten Cocktail ausklingen ließ. Der Heimweg vom Restaurant zurück zum Hotel führte uns steil bergauf und durch die kleinen Straßen des Ortes – ein echter Einblick ins costa-ricanische Leben. Zwischen den kleinen Häusern hingen frisch gewaschene Kleidungsstücke zum Trocknen, und an einer Mauer, kunstvoll mit bunten Glasflaschen dekoriert, blieben wir kurz stehen, um die kreativen Details zu bestaunen. Auch die charmanten kleinen Läden entlang des Weges hatten ihren ganz eigenen Reiz und machten diesen Spaziergang zu einem stillen, aber besonderen Erlebnis. Oben angekommen erwartete uns ein spektakulärer Sonnenuntergang in leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottönen – ein wahres Farbspiel am Himmel. Da wir uns in Äquatornähe befanden, konnten wir förmlich zusehen, wie die Sonne in rasender Geschwindigkeit hinter dem Horizont verschwand – ein faszinierender, fast magischer Moment.

 


  1. Coatis sind soziale, tagaktive Tiere aus Süd- und Mittelamerika, die mit Mardern verwandt sind und sich von Früchten, Insekten und kleinen Tieren ernähren.